Brief zu “Die letzten Tage der SED”

Von: Joachim Lange
An: theater89.de
Betreff: Die letzten Tage des ZK der SED

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Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich habe Ihre Aufführung am 29.10. in Rostock gesehen und möchte Ihnen mitteilen, dass ich sehr beeindruckt bin. Ich bin zwar sehr für unsere Theaterkultur, aber wie es leider oft ist, raffe ich mich selten auf, Vorstellungen zu besuchen. Ich habe also nicht viele Vergleichsmöglichkeiten.
Ihre Aufführung widersprach meinen Erwartungen, denn ich hatte mehr Satire erwartet, und Sie haben DDR-Politiker kurz vor dem Ende ihrer Macht präsentiert, die im Grunde keine Spottfiguren waren. Das hat mir gefallen, und es hat die Überlegenheit der demokratischen Kultur gezeigt, die es nicht nötig hat,
ihre gescheiterten Feinde zu veralbern, sondern sie als Menschen zeigt, die schwach sind, wie wir eigentlich alle. Die SED-Herren wären bestimmt mit ihren Gegnern anders umgesprungen!
Die Szene mit dem Mecklenburger Quandt war richtig ergreifend. Der tat einem leid, wie er über das jämmerliche Ende seines Sozialismus jammerte. Er war auch als jemand hier bekannt, der ehrlich und nicht auf Macht und Vorteile aus war! Ein Kabinettstück, auch für meinen Nachbarn und Freund Gunter Karow, auch aus Doberan, war natürlich die Schabowskiszene. Aber auch alle andern Szenen zwangen zum Hingucken und Mitdenken.
Ein großes Kompliment für Sie. Bestes, niveauvolles, durch andere Kulturformen nicht zu ersetzendes Theater haben Sie uns gezeigt!
Freundliche Grüße! Joachim Lange, Bad Doberan

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