JUGEND OHNE GOTT | Gymnasium Jüterbog

Alexander Höchst (r.) als Lehrer, der verzweifelt versucht, die Menschlichkeit im Miteinander zu wahren.
Alexander Höchst (r.) als Lehrer, der verzweifelt versucht, die Menschlichkeit im Miteinander zu wahren. Quelle: Foto: Uwe Klemens

Jüterbog

Was passiert, wenn einer Gesellschaft die Moral abhanden kommt, ist Gegenstand des von Ödön von Horváths vor rund 80 Jahren geschriebenen Stücks „Jugend ohne Gott“. Wie aktuell das Thema noch immer ist, zeigt sich in der beklemmend verdichteten Fassung des Brandenburgischen Theater 89.

Unheilvoll vom ersten Augenblick an

Die ausnahmslos männlichen Schüler einer Schulklasse und ihr Geschichtslehrer einer deutschen Mittelschule stehen einhundert qualvolle Minuten lang im Zentrum des Geschehens. Qualvoll nicht deshalb, weil es den sieben Akteuren an Handwerk fehlen würde, sondern weil der unheilvolle Ausgang der Geschichte von der ersten Sekunde an erahnbar ist

Alexander Höchst in der Rolle des Lehrers, der dem Menschenbild des Nationalsozialismus Menschlichkeit entgegensetzt, ist zum Scheitern verurteilt. Nicht nur an der Frage, ob Farbige auch Menschen seien, entzündet sich ein unerbittlicher Streit. Auch im Miteinander der Schüler ist, neben vormilitärischem Drill und nationalem Geschwafel für menschliche Züge bald kein Platz mehr. Dass der Lehrer am Ende sein Verhältnis zu Gott, zur Moral und Ehrlichkeit geklärt hat, könnte als Hoffnungszeichen gelten, käme es für den Ermordeten und seine Mitschüler nicht viel zu spät. Dass die Rollen der Schüler im Stück tatsächlich mit Schülern besetzt sind, verleiht der Inszenierung zusätzlich ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit.

Geschichtliche Vorkenntnisse waren hilfreich

„Die Reaktionen der jungen Zuschauer sind fast überall gleich. Auch heute haben mich nach der Aufführung viele angesprochen und mir erzählt, wie sehr sie das Stück berührt hat“, erzählt Höchst. „Wir haben vorher nicht gewusst, um was es geht, aber das hat mir auch nicht gefehlt, um das Stück verstehen zu können, denn natürlich haben wir ja die geschichtlichen Vorkenntnisse“, sagt die Elftklässlerin Angelina Johanson. Auch die Art der Inszenierung, die ausschließlich auf Monologe des Lehrers und sparsame Dialoge mit den übrigen Akteuren setzt, hat der Gymnasiastin gefallen.

Aufgeschlossene Zuschauer

„Es war ein aufgeschlossenes Publikum, das gut reagiert hat und mitgegangen ist“, freute sich Regisseur Hans-Joachim Frank nach der Aufführung, der zehnten und letzten, mit der das Ensemble mit diesem Stück in Schulen des Landkreises unterwegs war.

Von Uwe Klemens